Antonia

Nach meiner Ausbildung in klassischer Physiotherapie in Berlin 1983 arbeitete ich 15 Jahre in einer physiotherapeutischen Praxis. Bei Frieda Goralewski absolvierte ich eine 3-jährige Ausbildung zur Atem- Stimm- und Bewegungstherapeutin (1983-1985). Frieda Goralewski lernte in den zwanziger Jahren bei Elsa Gindler in Berlin, einer Pionierin der wahrnehmungsbezogenen Körperarbeit, die eine der Wurzeln der modernen Körpertherapie ist.

Bei Frida Goralewski lernte ich, wie wir in der achtsamen Bewegung körperlich wacher und gegenwärtiger werden und durch genaues Studieren der eigenen Bewegungs- und Haltungsmuster Blockierungen abbauen und organischere Bewegungsmuster finden können. Diese Arbeit gibt Raum zur Selbstbesinnung und fördert die seelische und körperliche Regeneration.

Seit 1985 studierte ich viele Jahre bei Charlotte Selver und belegte bei ihr Kurse in Deutschland und am Green Gulch Zen-Center San Francisco (1990). Charlotte Selver, die Anfang der vierziger Jahre von Berlin in die USA emigrierte, war ebenfalls eine Schülerin von Elsa Gindler. Im Umfeld der Human Potential Bewegung mit Gestalttherapie und anderen Formen der Humanistischen Psychotherapie, entwickelte sie in San Francisco und am Esalen Institute in Big Sur eine Körperarbeit, die als Sensory Awareness in den USA bekannt wurde. Charlotte Selver arbeitete u.a. mit Fritz Perls und Suzuki Roshi.

Charlotte Selver forderte uns in ihren Kursen auf, alle unsere Sinne zu öffnen. Sie erweiterte unsere Achtsamkeit mit Experimenten zu konkreten Themen wie zum Beispiel: ruhig werden, die Verbindung zum Boden nutzen, aufrecht stehen, gehen, jemanden etwas reichen, den Weg vom Sitzen zum Stehen untersuchen – all dies in Anlehnung an alltägliche Tätigkeiten, um unsere Körper-Haltungen genauer zu untersuchen, kennenzulernen und neue, organische Bewegungen zu entwickeln. Ein wesentliches Ergebnis dieser Arbeit ist, dass wir im alltäglichen Tun angemessener und achtsamer gegenwärtig sind. Charles Brooks hat ihren Ansatz in seinem Buch: Erleben durch die Sinne, Junfermann-Verlag 1985, beschrieben.

 

Mein Interesse für Gestalttherapie und wahrnehmungsbezogene Körperarbeit führte mich 2007 zu einer 2-jährigen Fortbildung und seither zur kontinuierlichen Supervision bei Dr. Jim Kepner. In der Zusammenarbeit mit Jim Kepner hat sich mein Verständnis für die Zusammenhänge von seelischen und körperlichen Prozessen wesentlich vertieft und fließt seither in meine Arbeit ein. Jim (James) Kepner unterrichtet am Gestalt Institut Cleveland und am Esalen Institute. Im Gestalt-Body-Process und im Nervous-System-Energie-Work geht es vor allem um die sorgfältige, achtsame Begleitung subtiler Körperprozesse und die Unterstützung körperlich/organismischer Selbstheilungskräfte. James Kepner: Körperprozesse. Edition Humanistische Psychologie 1988.

Aus all dem ergeben sich zwei Hauptstränge, die für mich zu einer ganzheitlichen Physiotherapie und Körpertherapie zusammenfliessen:

Zum einen die symptombezogene Arbeit, die unmittelbar für die Genesung von Schmerzen und die Heilung von aktuellen körperlichen Beschwerden eingesetzt wird. Und zum zweiten hat zunehmend der präventive Aspekt Bedeutung, der in der Haltung der salutogenetischen Medizin verankert ist. Das achtsame Lösen muskulärer Verspannungen und das Wachsen des Körper-Selbst-Gewahrseins hilft zu gesunden und vital zu bleiben. Dazu ist es gut, wenn wir unsere Symptome als Botschaften des Körpers ernst nehmen und ihren Sinn und Hintergrund verstehen lernen, so dass sie gar nicht mehr entstehen brauchen.

Um meine Arbeit in die gesetzlich vorgegebenen Rahmenbedingungen des Gesundheitswesens zu integrieren, absolvierte ich die staatliche Prüfung zur heilkundlichen Erlaubnis (HP) für Physiotherapie im Jahr 2015 und für Psychotherapie 2016.